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Nicht genug Azubis oder zu wenig Werbung durch Betriebe? So sieht der Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt aus!

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 08.08.2022 / 07:03 Uhr von cl
Betriebe beklagen bundesweit immer häufiger, nur noch wenige oder keine Auszubildenden zu finden. Aktuell startet ein neues Ausbildungsjahr und damit bleiben auch Ausbildungsplätze in Unternehmen unbesetzt. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Sachsen-Anhalt ist im ersten Halbjahr 2022 nach Angaben des Sozialministeriums dennoch gestiegen. Sachsen-Anhalt verfolgt zudem einen strikten Plan, um den Fachkräftemangel anzugehen. Wir haben zur aktuellen Ausbildungsplatzsituation im Jerichower Land und in Magdeburg nachgeforscht und auch herausgefunden, welche Berufe am meisten im Trend liegen.

Wie das Sozialministerium mitteilt, sind trotz der Pandemie die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge gestiegen. Im ersten Halbjahr 2022 wurden bei den vier gewerblichen Kammern 4.549 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind 2,4% mehr als 2021, knapp 20% (19,8%) mehr als 2020 und sogar 4,4% mehr als im Jahr 2019. Der kürzlich durch die Landesregierung vorgestellte Jahresmonitor Berufsbildung zeigt, dass die Chancen der Ausbildungsabsolventen, nach Beendigung der Ausbildung von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden, sehr gut sind:

Die Übernahmequote durch die eigene Ausbildungsstätte lag 2021 in Sachsen-Anhalt bei 79 Prozent und erreichte höhere Werte als der deutsche Durchschnitt. Zudem zeigt der Bericht, dass Azubis für ihre berufliche Zukunft durchaus Wahlmöglichkeiten haben: Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen rund 133 Ausbildungsstellen, wie das Sozialministerium angibt.

Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bleibt stabil
Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jerichower Land und in Magdeburg schwankte ist den vergangenen Jahren geringfügig. Durchschnittlich wurden im Jerichower Land zwischen 2017 und 2021 372 Ausbildungsverträge jährlich abgeschlossen, wie das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt wissen lässt. Eine kleine Schlappe gab es im vergangenen Jahr. Mit 339 abgeschlossenen Verträgen ist 2021 die geringste Zahl an Azubis in den vergangenen fünf Jahren in den Ausbildungsmarkt eingestiegen. Am beliebtesten war bei den Männern der Ausbildungsberuf Gleisbauer, bei den Frauen Berufe im Bereich Verkauf.

In Magdeburg wurden in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 1390 Ausbildungsverträge jährlich abgeschlossen. Einen Tiefststand gab es im Jahr 2020 mit 1314 abgeschlossenen Verträgen. Kurios: das Jerichower Land hat 2020 einen Höchststand diesbezüglich erreicht. Am beliebtesten waren in Magdeburg bei den Männern die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker und bei den Frauen die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Das geht aus Erhebungen des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt hervor.

Positive Aussichten für Sachsen-Anhalt: mehr Schulabgänger in den nächsten Jahren
Die Zahl der Schulabgänger in Sachsen-Anhalt steigt nach Angaben des Sozialministeriums bis zum Jahr 2032 schrittweise von derzeit 17.200 auf 20.000 an. Damit werden potenziell auch mehr Menschen in eine Ausbildung starten. Das ist aber kein Grund, sich auszuruhen.

Wichtigstes Ziel der Landesregierung ist, die inländischen und ausländischen Fachkräftepotentiale für die Unternehmen im Land insgesamt besser zu erschließen. In enger Abstimmung mit den Unternehmen, den Kammern, den Gewerkschaften und den Arbeitsmarktakteuren erfolgt der Kampf gegen den Fachkräftemangel auf verschiedenen Wegen, wie ein Sprecher des Sozialministeriums erklärt. Dazu gehören stetige Fort- und Weiterbildungsangebote, um auf gestiegene Anforderungen reagieren zu können, Berufsorientierungsangebote für Schüler, die Aufstellung eines Welcome Centers für internationale Fachkräfte sowie die Anregung zur Gründung starker Interessenvertretungen in den Unternehmen.

Anreize für eine Ausbildung schaffen ist wichtig
Eine Ausbildung bedeutet für viele Jugendliche einen ersten Schritt Richtung wirtschaftliche Selbstständigkeit. Attraktiv ist die direkte Verknüpfung von theoretischem Lernen und praktischer Anwendung des erworbenen Wissens. Als Fachkraft gibt es viele Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln, sich weiter zu spezialisieren oder erlerntes Fachwissen mit neuen Kompetenzen zu kombinieren. Wichtig ist, dass eine Ausbildung ein Studium nicht ausschließt, sondern eine sehr gute Basis dafür sein kann, Inhalte eines Studiums besser zu verstehen. Für viele Studienrichtungen empfiehlt es sich, über eine Ausbildung und Berufserfahrungen als Fachkraft in die akademische Weiterbildung einzusteigen. Darauf weist ein Sprecher des Sozialministeriums ausdrücklich hin.

In vielen Tarifverträgen sind für Auszubildende Prämien bei guten Leistungen in der Berufsschule vorgesehen. Einige schulisch organisierte Ausbildungsberufe, beispielsweise im pädagogischen oder pflegerischen Bereich, werden nun vermehrt in Form einer dualen Ausbildung angeboten, verbunden mit der Möglichkeit, eine Ausbildungsvergütung zu erhalten, so das Ministerium. Wichtig ist es für junge Menschen oftmals, wirtschaftlich unabhängiger vom Elternhaus zu werden und das „erste eigene Geld“ zu verdienen.

Betriebe sind gefordert, sich attraktiv darzustellen
Das Sozialministerium sieht für die Zukunft vor allem Ausbildungsbetriebe gefordert, sich attraktiv zu machen. Sie müssten hauptverantwortlich Anreize für Jugendliche setzen. Die offensive Darstellung der Berufsbilder und der Entwicklungsmöglichkeiten, eine attraktive Vergütung und gute, moderne Arbeitsbedingungen, interessante Aufgaben und ein freundliches Betriebsklima schaffen qualitativ gute Ausbildungsbedingungen und erhöhen die Chancen, Jugendliche für die Ausbildung zu gewinnen, erklärt der Ministeriumssprecher.

Fazit
Die Aussage, dass es „keine Azubis“ gibt, trifft für Sachsen-Anhalt zumindest formell nicht zu. Die Zahl der Schulabsolventen steigt und nicht alle von ihnen beginnen anschließend ein Studium. Eine Ausbildung ist sowohl aus berufspraktischen als auch aus finanziellen Gründen weiterhin attraktiv. Der Trend im Jerichower Land und Magdeburg zeigt aber auch, dass bestimmte Berufsgruppen aktuell besonders im gefragt sind. Ob das allein an den Interessen der Jugendlichen liegt, ist unbekannt. Sicher ist jedoch, dass Betriebe mit attraktiven Arbeitsbedingungen und leistungsgerechter Vergütung hier klar im Vorteil sind.

Welche Meinung habt ihr zum Thema? Seid ihr Ausbilder und sucht selbst Azubis? Wie gestaltet sich die Lage?
Schreibt es uns in die Kommentare!

Bilder

Symbolbild Bäckerberuf, Quelle: pixabay.com
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