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Meetingpoint-Sommerwoche: Rettungsschwimmer sein ist eine Lebenseinstellung – im Interview mit Elko Bernau

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 09.08.2022 / 08:06 Uhr von cl
Der Sommer ist auf Hochtouren und zahlreiche Menschen zieht es an die Strände der Region. Damit das Badevergnügen sicher bleibt, gibt es vielerorts Rettungsschwimmer, die die Strände absichern. Das ist schon fast selbstverständlich für die Badebegeisterten – doch der Schein trügt. Nicht immer gibt es genügend Nachwuchs und das Absichern der Schwimmzeiten wird zur Herausforderung. Rettungsschwimmer sein ist mehr als ein Hobby – es ist eine Lebenseinstellung, wie Elko Bernau von der DLRG erzählt. Er ist auch in diesem Sommer wieder am Zabakucker See im Einsatz. Wir haben ihn anlässlich unserer Sommerwoche interviewt, um mehr über die bedeutsamen Aufgaben eines Rettungsschwimmers und die Motivation dahinter zu erfahren:

Meetingpoint: Wie lange bist du schon Rettungsschwimmer und was motiviert dich?
Elko Bernau: Ich habe 1979 angefangen. Meinen Dienst habe ich auch in Güsen im Schwimmbad gemacht. Von 1983 bis 1986 war ich an der Ostsee über die Armee tätig. Was ich so schön finde an der Sache ist, den Kindern das sichere Schwimmen beizubringen. Ich finde es toll zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln. Ich war ja im Schwimmbad in Güsen früher, da gibt es eine Frau, der habe ich das Schwimmen beigebracht und nun bringe ich auch ihren Kindern das Schwimmen bei. Das ist eine Entwicklung in 43 Jahren, wo ich sehe: ja, aus den Kindern ist immer etwas geworden und sie konnten alle vernünftig schwimmen.

Meetingpoint: Was wünschst du dir in diesem Zusammenhang für die Zukunft?
Elko Bernau: Ich hoffe, dass wir weiterhin den Kindern das Schwimmen vermitteln können. Ich wünsche mir außerdem, dass die Kindergärten sich mehr einbringen und sich die Zeit und das Geld nehmen, um im Winter in der Schwimmhalle mit den Kindern schwimmen zu lernen. Es wäre schön, wenn sich da wieder mehr Gruppen angesprochen fühlen.

Meetingpoint: Jetzt mal ganz praktisch: was muss man für Voraussetzungen erfüllen, um Rettungsschwimmer zu werden?
Elko Bernau: Für den See muss man den Rettungsschwimmer Silber haben. Das bedeutet: eine Erste-Hilfe-Ausbildung, eine theoretische Prüfung, unter anderem zu technischen Fragen, Gefahren im Wasser, Wissen über den menschlichen Kreislauf und ähnliches, sowie eine praktische Prüfung. Dazu gehört 400 Meter Schwimmen. Da fängt man an mit 50 Meter Kraulen, 150 Meter Brustschwimmen und 200 Meter Rückenschwimmen nur mit Grätschschwung, die Arme sind dann auf dem Bauch oder werden lang über den Kopf gestreckt gehalten.

Dann muss man 300 Meter in Kleidern schwimmen in maximal 12 Minuten, sich im Wasser auch entkleiden, sowie dreimal Tieftauchen von der Wasseroberfläche. Dann gibt es die Befreiungsgriffe, die Transportgriffe Ziehen und Schieben, die Abschleppgriffe und zum krönenden Schluss die kombinierte Übung, die ohne Pause so zu erfüllen ist:

Sprung kopfwärts ins Wasser; 20 Meter Anschwimmen in Bauchlage, Abtauchen auf 3 bis 5 Meter Tiefe, Heraufholen eines 5-kg-Tauchrings oder eines gleichartigen Gegenstandes, diesen anschließend fallen lassen, Lösen aus einer Umklammerung durch einen Befreiungsgriff, 25 Meter Schleppen, Sichern und Anlandbringen des Geretteten und 3 Minuten Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Da wird quasi ein Badeunfall simuliert.

Das ist schon eine ganze Menge, was man da zu üben hat. Dafür sollte man ein gutes halbes Jahr Training einplanen.

Meetingpoint: Wie sieht es in Sachen Nachwuchs bei der DLRG im Bereich Rettungsschwimmer aus? Könnt ihr die Saison problemlos absichern?
Elko Bernau: Für dieses Jahr habe ich drei Jungs, die jetzt 16 sind und die ich nächstes Jahr schon am Zabakucker See einsetzen könnte. Darum sollen die dieses Jahr den Rettungsschwimmer machen. Ansonsten haben wir ein kleines Loch. Wir haben zwar Nachwuchs, aber es könnte noch viel mehr sein. Bei den Jüngeren sind wir gut besucht, aber später, wenn die Lehre oder das Studium los geht, dann brechen viele Leute weg. Dieses Jahr war es schon schwer, die Saison abzusichern, und sie läuft ja noch. Jetzt im August nehme ich meinen Urlaub, um hier am See den Badebetrieb abzusichern und mache nebenbei auch noch den Wassergewöhnungskurs.

Dafür ist der Urlaub da! Anders geht es nicht mehr. Da muss man seinen Urlaub nehmen, wenn man das machen will. Eine Freistellung gibt dir kein Arbeitgeber dafür. Gerade zur Anfangsferienzeit, wenn viele noch in Arbeit sind, wird es sehr eng. Vor zwei Wochen war es hier ganz schlecht besetzt, beziehungsweise gar nicht. Das bedeutet dann auf eigene Gefahr baden. Zu diesem Zweck habe ich einen Rettungsring am Strand hingehangen.

Meetingpoint: Welche Herausforderungen gibt es daneben noch zu meistern?
Elko Bernau: Eine Herausforderung sind immer wieder die Eltern, die meinen, ihr Kind kann schon schwimmen. Aber auch Schubsereien und Drängeleien der Kinder im Wasser sind ein Problem. In meiner ganzen Dienstzeit hier hatten wir ein Glück noch kein ernstes, lebensbedrohliches Ereignis. Es gab schon Rettungen, von der Plattform oder auch aus dem Nichtschwimmerbereich, aber da sind wir bisher „sauber“ geblieben.

Vielen Dank für das Interview!
Das Meetingpoint- Team wünscht allen einen schönen und unfallfreien Sommer im Wasser!

Bilder

Rettungsschwimmer Elko Bernau im Einsatz!
Rettungsschwimmer Elko Bernau hisst die DLRG-Fahne am See.
Rettungsschwimmer Elko Bernau zeigt Kindern die Bewegungen im Wasser.
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