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Bildungsgipfel: DGB hält Arbeitszeiterhöhung der Lehrkräfte für unverantwortlich

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 22.01.2023 / 16:30 Uhr von cl/pm
Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hat kürzlich beim Bildungspolitischen Dialog Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtssituation in den Schulen des Landes verabredet. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Sachsen-Anhalt hält die Maßnahmen insgesamt für unzureichend, um die Lern- und Lehrbedingungen an den Schulen perspektivisch zu verbessern. Das teilte ein DGB-Sprecher mit.

Scharf kritisiert DGB-Landesleiterin Susanne Wiedemeyer die geplante Anhebung der Wochenarbeitszeit: „Mit der Erhöhung der Arbeitszeit steigt die Belastung der vorhandenen Lehrkräfte, die das System derzeit unter großen Anstrengungen am Laufen halten. Bereits heute stellen Lehrerinnen und Lehrer die größte Gruppe an Langzeiterkrankten im Landesdienst dar. Die Mehrheit aller Lehrenden ergreift die erste Chance, um altersbedingt aus dem Dienst auszuscheiden. Statt nachhaltige Perspektiven für mehr Personal und besseren Arbeitsbedingungen aufzuzeigen, wird der Druck auf die vorhandenen Lehrkräfte abgewälzt. Das ist unverantwortlich.“ Wiedemeyer stellt sich damit hinter die GEW-Vorsitzende Eva Gerth, die den Bildungsgipfel aus Protest verlassen hat.

Um die Unterrichtsversorgung in den Griff zu bekommen, müssen die Ausbildungskapazitäten an den Universitäten künftig besser ausgeschöpft werden. Dazu gehört neben einer Senkung der Abbruchquoten in den Lehramtsstudiengängen auch eine stärkere Motivation von jungen Menschen für ein Lehramtsstudium: „Mit der Abschaffung des Numerus Clausus als Zugangsbeschränkung können wieder mehr Menschen für das Lehramtsstudium zugelassen werden“, so die Gewerkschafterin. Gleichzeitig müssen laut Wiedemeyer junge Menschen bereits während des Studiums verbindliche Angebote für eine spätere Lehrtätigkeit in Sachsen-Anhalt erhalten.

Darüber hinaus appelliert der DGB an die Landesregierung, zügig einen verbindlichen Zeitplan für die Anpassung der Besoldungsstufen für Grundschullehrkräfte aufzustellen, um im Wettbewerb um Lehrkräfte nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten. Seiteneinsteiger*innen brauchen strukturierte Unterstützung und realistische Perspektiven, um als vollwertig anerkannte Lehrkraft unterrichten zu dürfen. Dazu müssten Genehmigungs- und Anerkennungsverfahren deutlich beschleunigt werden. Gleichzeitig müssen Akteure der Schulverwaltungsassistenz, Schulsozialarbeit, Digitalassistenz, Netzwerkadministration und pädagogischen Mitarbeit gestärkt und mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden, damit sich Lehrerinnen und Lehrer wieder stärker auf ihre Kernaufgabe, Bildung zu vermitteln, konzentrieren können.

Bilder

Symbolbild, pixabay.com
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Kommentare

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    NEWS TICKER schrieb um 15:03 Uhr am 23.01.2023:
    Tolle Vorkommentare, jetzt sind die Grundschullehrer also für die Bildungsmisere verantwortlich ? Es ist immer wieder beruhigend zu erleben, wie in Deutschland Probleme gepflegt werden, anstatt diese zu lösen.
    • Frage schrieb um 16:15 Uhr am 23.01.2023:
      Niemand macht die Grundschullehrer verantwortlich.
      Verantwortlich ist einzig und allein die verfehlte Bildungspolitik.
      Es sollte jetzt jedoch alles dafür getan werden, um die Lücke zu schließen und die Ausfallzeiten zu minimieren.
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    Frage schrieb um 13:30 Uhr am 23.01.2023:
    Genau jammern auf hohem Niveau!
    In mehreren Bundesländern wie Berlin, Bayern oder Niedersachsen liegt die Wochenarbeitszeit von Grundschullehrer bei 28 Std.. In Sachsen Anhalt sind es bisher bei 27 Std..
    ???
    Die zusätzliche Stunde löst das Problem langfristig nicht, könnte jedoch kurzfristig Lücken schließen.
    •  
      Vaddi schrieb um 10:26 Uhr am 23.01.2023:
      Hier wird auf hohem Niveau gejammert. In der freien Wirtschaft hätten viele Lehrkräfte bei so vielen Krankheitstagen schon ihren Job verloren. Und was war bei Corona als die Schulen geschlossen waren und bei vollem Gehalt zum Teil nur einmal in der Woche Arbeitsblätter mit Aufgaben verschickt wurden und die arbeitenden Eltern nach ihrer Arbeit noch 3-4 Stunden Unterricht mit den Kindern machen mussten?? Da fragte auch keiner nach und die Eltern bekamen ihren Freizeitverlust auch nicht vergütet. Klar ist das Bildungssystem marode, aber permanent Wertschätzung in Form von finanziellen Mitteln zu fordern bringt auch keinen weiter. Wenn alle einfach etwas weniger meckern würden und mehr zufrieden wären mit dem was sie haben, dann wäre es der Sache dienlich.