Logo

Technikkatastrophen und das Schuldproblem

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 29.03.2023 / 10:04 Uhr von rg/pm
Im April startet eine neue öffentliche Ringvorlesung an der Uni Magdeburg. Dabei geht es um die Verantwortung von Ingenieuren bei der Entwicklung und Anwendung neuer Technologien. 

Expertinnen und Experten aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, den Bildungswissenschaften, den Ingenieurwissenschaften sowie der Theologie und den Rechtswissenschaften werden unterschiedliche Perspektiven zum Thema Verantwortung von Ingenieurinnen und Ingenieuren vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute bei der Anwendung neuer Hochtechnologien beleuchten. Laut einer Sprecherin der Universität geht es zum Beispiel um die Chemieindustrie, Atom- oder Gentechnik, den Brückenbau, den Einsatz von Robotern oder das autonome Fahren.

Im Mittelpunkt jeder Vorlesung wird ein Schwerpunktthema stehen, beispielsweise Recht und Verantwortung, Mensch-Maschine-Relationen, Technik und Moral, aber auch Multiakteursverantwortung, da Ingenieurinnen und Ingenieure schon immer vor allem in Teams arbeiten und die einzelne Person einen Beitrag zu einem komplexen Ganzen beisteuert. Außerdem beschäftigt sich die Vorlesungsreihe mit der kulturellen Reflexion über technische Katastrophen zum Beispiel anhand der Figur des Nukleartechnikers in Film und Literatur.

Was: Interdisziplinäre Ringvorlesung „Technisches Handeln und Verantwortung von der Zweiten industriellen Revolution bis heute“
Wann: 11. April bis 04. Juli 2023, dienstags, 17:15-18:45 Uhr
Wo: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Zschokkestraße 32, Gebäude 44, Hörsaal 6

Die Veranstaltungsreihe ist öffentlich, Studierende aller Fakultäten und Universitätsangehörige sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nur erforderlich, wenn Studierende die Ringvorlesung in ihrem Studiengang anrechnen lassen möchten.

„Technische Bauten, Anlagen und Apparate sollen funktionieren“, erklärt Thorsten Unger von der Fakultät für Humanwissenschaften der Universität Magdeburg. „Erst wenn sie das nicht tun, wird man auf sie aufmerksam und erst dann wird erfahrungsgemäß die Frage nach der Verantwortung an die beteiligten Ingenieurinnen und Ingenieure gestellt.“ Besonders bei Hochtechnologien wie Atom- und Gentechnik, sensiblen Infrastrukturen wie dem Brückenbau oder bei komplexen Mobilitätstechniken, wie dem autonomen Fahren werde die Frage der Verantwortung in der Gesellschaft intensiv diskutiert. „Kommt es dann aber zu einer Katastrophe, wie zum Beispiel dem Einsturz einer Brücke, vermischen sich in der öffentlichen Diskussion technische Aspekte mit juristischen, sozio- und psychologischen, wirtschaftlichen, ethischen und zuweilen auch religiösen Einschätzungen bei der Frage nach Verantwortung und Haftung“, fügt Privatdozent Sebastian Böhmer von der Universität Halle an. Nicht zuletzt lasse sich auch bei der Darstellung solcher Katastrophen in der Kultur, also zum Beispiel in Literatur, Film, Theater seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts eine solche Vermischung der Aspekte beobachten.

Die Ringvorlesung wurde von den Germanisten Thorsten Unger der Universität Magdeburg und Privatdozent Sebastian Böhmer von der Universität Halle organisiert und konzipiert. Gefördert wird die Veranstaltungsreihe von der Fakultät für Humanwissenschaften der Uni Magdeburg und von der Fritz Thyssen Stiftung.

Das vollständige Programm findet ihr [hier].

Bilder

Symbolbild, Quelle: pixabay.com
Dieser Artikel wurde bereits 95 mal aufgerufen.

Werbung