Gestern haben wir bereits darüber berichtet, ob das Magdeburger Tierheim einen neuen Standort bekommen soll. Heute werfen wir einen genaueren Blick auf die Tiere selbst. Dafür haben wir mit Tierheimleiter Andreas Reichardt gesprochen.
Warum stehen derzeit nur fünf von rund 30 Hunden im Tierheim zur Vermittlung?
Andreas Reichardt: “Viele der Tiere, die bei uns ankommen, sind Notfälle. Das heißt, der Besitzer ist beispielsweise ins Krankenhaus gekommen und kann sich deshalb nicht mehr um sein Tier kümmern. In anderen Fällen musste der Besitzer ins Gefängnis oder das Veterinäramt hat die Tiere eingezogen, wenn es zu Beißvorfällen oder Tierquälerei gekommen ist. Wir kümmern uns dann um diese Tiere, dürfen sie aber nicht vermitteln, weil sie immer noch Eigentum ihres Besitzers sind. Gerade in den Fällen, in denen jemand ins Gefängnis gekommen ist und das Tier nicht freigeben will, kann das auch mal Monate oder Jahre dauern. Das Problem haben wir auch bei Katzen, nur etwa ein Drittel der Tiere hier dürfen wir vermitteln.”
Die Fraktion Gartenpartei/ Tierschutzallianz hatte einen neuen Standort mit größeren Kapazitäten für das Magdeburger Tierheim gefordert. In dem Antrag ging es unter anderem auch darum, dass die Stadt im Jahr 2022 insgesamt 37 sichergestellte Hunde in externen Pensionen untergebracht hat. Die Kosten dafür lagen bei 100.000 Euro. Spricht das nicht dafür, dass das Tierheim zu klein ist?
“Es stimmt, wir hatten schon einige Fälle, wo wir Hunde in Pensionen untergebracht haben. Das Problem ist dabei aber nicht das Tier selbst, sondern der Besitzer. Wenn das Ordnungsamt zum Beispiel einen Hund einzieht, dann kann es passieren, dass derjenige versucht, sich das Tier wiederzuholen, weil sie wissen, dass es hier im Tierheim untergebracht wird. Wir sind eine öffentliche Einrichtung inmitten der Stadt, hier kann jeder herkommen und sich die Tiere und die Einrichtung anschauen. Wir hatten schon Fälle, wo Menschen nachts eingebrochen sind, wenn keiner da ist, um ihren Hund zu holen. Kaputte Fensterscheiben und Gitter hat es alles schon gegeben. Deshalb bringen wir einige Hunde in Pensionen unter, das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme, um weitere Schäden zu verhindern.”
Im Moment ist Ferienzeit. Wie oft passiert es noch, dass Besitzer ihre Tiere zurücklassen, um in den Urlaub zu fahren?
“Tatsächlich passiert das nicht mehr oft. Die meisten können ihre Tiere mit in den Urlaub nehmen oder kümmern sich um eine Betreuung. Was allerdings oft passiert, ist, dass Besitzer ihre Tiere in Wohnungen zurücklassen, wenn sie umziehen. Erst in der vergangenen Woche hatten wir einen Fall, wo jemand seine Wohnung verlassen und drei Katzen zurückgelassen hat. Keiner weiß, wo der Besitzer ist. Das haben wir aber auch schon mit Hunden, Fischen oder Amphibien erlebt.
Davon abgesehen, sind wir im Sommer meistens eh mehr ausgelastet, als beispielsweise im Frühjahr oder Herbst. Die Leute schaffen sich in der Urlaubszeit weniger Tiere an, gleichzeitig bekommen aber die Katzen ihre Jungen. Im Juni konnten wir 15 Katzen vermitteln, in anderen Monaten aber auch schon bis zu 30.
Was man auch nicht vergessen darf, sind wilde Jungtiere, die zu uns gebracht werden. In der vergangenen Woche mussten wir uns zum Beispiel um drei junge Turmfalken kümmern, die aus ihrem Nest gefallen waren. Aber auch junge Feldhasen oder Igel werden zu uns gebracht, da ist jetzt natürlich Hochsaison.”
Kommentare
Dawid Gabriel schrieb um 23:04 Uhr am 09.07.2024:
Ute Neumann schrieb um 10:08 Uhr am 08.07.2024: