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Wie Magdeburg „Unseres Herrgotts Kanzlei“ wurde

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 27.07.2024 / 16:05 Uhr von rg/pm
Noch bis Oktober sind in der Stadtbibliothek Magdeburger Frühdrucke zu sehen. Neben den ältesten gedruckten protestantischen Schriften aus Magdeburg präsentiert die Bücherschau auch rund 90 weitere Werke, die Mehrzahl von ihnen Frühdrucke zumeist aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, so ein Bibliothekssprecher. 

Als Magdeburg nach den Predigten Martin Luthers in der Johanniskirche vor 500 Jahren zur Reformation übergetreten war, erlebte das Druckwesen einen ungeahnten Aufschwung. Ein frühes Beispiel ist die Schrift „Der ander dialogus“ der protestantischen Prediger Johann Fritzhans und Eberhard Weidensee aus dem Jahr 1526. Der im Titelbild mit einem Schmuckrahmen gestaltete Magdeburger Frühdruck ist noch bis Oktober in der Ausstellung „Unseres Herrgotts Kanzlei“ in der Stadtbibliothek zu sehen.

Johann Fritzhans und Eberhard Weidensee trugen als entschiedene Anhänger Luthers wesentlich dazu bei, die Bürgerschaft vom neuen Glauben zu überzeugen. Gedruckten theologischen Schriften kam eine große Bedeutung bei der Selbstverständigung der Protestanten und in der polemischen Auseinandersetzung mit den mächtigen Gegnern zu. In ihrem Buch entfalten Fritzhans und Weidensee ein satirisches Streitgespräch, in dem die vermeintlich hochgebildeten Vertreter der „altgläubigen“ katholischen Kirche schließlich als lächerlich und unglaubwürdig dargestellt werden..

Gegliedert anhand der fünf Etagen der Zentralbibliothek werden die Themen protestantische Kultur- und Lebenswelt – in Magdeburg wirkte etwa der heute noch bekannte Kirchenmusiker Martin Agricola – Theologen und prominente städtische Orte sowie die Entwicklung Magdeburgs zum Druck- und Publikationszentrum ausgestellt. Dem Druckwesen verdankte die Stadt schließlich ihren später durch den preußischen Nationalprotestantismus wieder belebten historischen (Ehren-)namen „Unseres Herrgotts Kanzlei“, als trotz der feindlichen Belagerung 1550/51 unentwegt orthodox geprägte protestantische Schriften ihren Weg nach außen fanden..

Interessierte Besucher sind herzlich eingeladen, die Ausstellung „Unseres Herrgotts Kanzlei. Bücherschätze aus der frühen Phase der Reformation in Magdeburg“ zu besuchen, die noch bis zum Reformationstag in der Zentralbibliothek im Breiten Weg zu den Öffnungszeiten zu sehen ist. Anmeldung und Information für Gruppen und Einzelpersonen unter Tel. 0391 540 4884 und per E-Mail an [webteam@stadtbibliothek.magdeburg.de] Der Eintritt ist frei.

Bilder

Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg, Romy Buhr
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