Wir sehen sie auf dem Bürgersteig oder den Treppen sitzen oder liegen, eingehüllt in Decken und oft schmutzigen Sachen. Ihr Gesicht vom Leben gezeichnet, der Blick gesenkt aus Scham. Hier und da steht ein Becher mit der Bitte um ein wenig Geld. Nur ein paar Cent um sich etwas Essen und Trinken kaufen zu können. In Läden in denen sie erwünscht sind. Weitere Ansprüche an das Leben stellen viele dieser Menschen schon lange nicht mehr.

Ihre Schicksale kennt kaum jemand und viele interessiert es auch nicht. Sie schauen mit Ekel auf sie hinab, verurteilen und verachten diese Menschen ohne nur ein Wort mit ihnen gewechselt zu haben. Das sich das Leben manchmal von einer Sekunde auf die Andere ändert, dass es Jeden jederzeit treffen kann und man dann, wenn es sehr schlecht läuft plötzlich auf der Straße sitzt, ist oft undenkbar. Dazu eine kurze Geschichte, die ich selbst in einer anderen Stadt von einem Obdachlosen hörte. Er (35) hatte Familie, zwei kleine Kinder, Frau, Auto, Haus, war finanziell gut aufgestellt. Auf dem Weg in den Urlaub ein Autounfall, ein Raser kam ihnen entgegen, verlor die Kontrolle über den Wagen, drückte das Auto der Familie an den Baum. Er (35) überlebte als Einziger seiner Familie den Unfall und verlor innerhalb von wenigen Minuten alles was ihm jemals wichtig war. Wenige Monate später landete er auf der Straße. Die Kraft wieder aufzustehen, arbeiten zu gehen, am sozialen Leben teilzunehmen fehlt. Er lebt auf der Straße und muss täglich all die verachtenden Blicke und Sprüche ertragen von vorüber eilenden Menschen. Es ist nur ein Beispiel von Vielen.

Unsere Obdachlosen mit ihren vielfältigen Schicksalen leben mitten unter uns, in einer Gesellschaft, die Geld für zum Beispiel überteuerte Autos, Kleidung und Technik hat, aber nicht einen Cent für arme Menschen gibt. In einer Gesellschaft, in der gute Lebensmittel weggeworfen werden, anstatt sie hungernden Menschen zu geben. Jedoch gibt es Lichtblicke. In Magdeburg ist es der AllesRetter – Magdeburg e.V. und der Kältebus in Kooperation mit dem Country & Bike Café Oschersleben.

Das Team des AllesRetter e.V. rettet täglich Lebensmittel und Non-Food Artikel bei teilnehmenden Märkten vor der Tonne. Verteilt werden diese an folgenden Plätzen an interessierte Bürger unabhängig von sozialer Herkunft und Alter.

Folgende Verteilerpunkte gibt es in Magdeburg:
Montag
Bistum Magdeburg, Max-Josef-Metzger-Straße 1a (ab 12:30 Uhr)
und
Heilpraktikerin Monika Werner, Johannes-R.-Becher-Straße 8, Schönebeck (ab 15:00 Uhr)
Dienstag (ab 12:30 Uhr)
Kranichhaus / Volkssolidarität, Schrotebogen 12
Mittwoch
Kirche.MittenDrin, Arndtstraße 56 (ab 12:30 Uhr)
und
"Paula" (Laden der AllesRetter-Magdeburg e.V.), Berliner Chaussee 43 (ab 16:30 Uhr)
Donnerstag (ab 12:30 Uhr)
Pauluskirche, Goethestraße 25
Freitag (ab 12:30 Uhr)
ASZ Olvenstedt / Volkssolidarität, Bruno-Beye-Ring 3
Samstag (ab 12:30 Uhr)
Kulturzentrum „Guck Mal!“, Babelsberger Straße 9

Der Kältebus versorgt einmal wöchentlich circa 50 Obdachlose Menschen aus Magdeburg mit warmen Essen und heißen Getränken.

Im Bereich der ärztlichen Versorgung steht das Team mit der open.med-Praxis in Magdeburg in Verbindung. Diese Praxis wurde im Jahre 2024 eröffnet und versorgt Menschen anonym die, aus welchen Gründen auch immer, keine Krankenversicherung haben. Die Praxis ist ein Projekt vom Ärzte der Welt e.V.
Zur Zeit werden folgende Artikel im Kältebus dringend gebraucht:
- Hundefutter, Zeckenbänder und alles Weitere rund um die Versorgung eines Hundes (Der Hund ist oft der einzige treue Begleiter und Halt den sie noch haben).
- Hygieneartikel wie Duschgel, Taschentücher, Toilettenpapier usw.
- Rucksäcke, Schlafsäcke, Isomatten
- Abgepackte, haltbare Lebensmittel wie Kuchen, Kekse usw.

Abgeben könnt ihr diese gern während der Öffnungszeiten im Paula, dem Laden der AllesRetter, an die Mitarbeiter an den oben genannten Verteilerpunkten, dem Country & Bike Café Oschersleben oder ihr kontaktiert die Leiterin des Projektes
Sybille Matthes
Tel.: 0162-193 9077
E Mail: allesretter-magdeburg@outlook.com
Website: https://www.allesretter-magdeburg.de/index.php

Weitere Fragen und Anregungen könnt ihr darüber ebenfalls gern einbringen.

ACHTUNG: Gesucht werden ab sofort auch Friseure oder Menschen die vernünftig Haare schneiden können um einmal im Monat Obdachlosen die Haare zu schneiden.
Geld kann im Gegenzug nicht gezahlt werden. Aber ein dankbares Lächeln und einem Menschen in Not ein Stück Würde zurück zugeben ist manchmal so viel mehr wert in dieser zunehmend kalten Welt.

Ihr seht das es an jedem Einzelnen von uns liegt, die Situation der Obdachlosen ein wenig zu verbessern. Ihre Würde etwas wiederherzustellen.

Betrachtet eure Umwelt genauer, wenn ihr durch die Stadt geht, schenkt ihnen ein Lächeln oder etwas zu Essen. Redet mit den Obdachlosen, fragt nach was sie benötigen, was sie sich wünschen. Hört auf sie zu missachten und von oben herab zu behandeln.
Wer weiß, vielleicht findet der Ein oder Andere dann doch wieder zurück in die Gesellschaft und in ein schönes Leben.
Denn auf der Straße lebt niemand gerne!