Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt macht auf die drängenden Probleme im Bildungssystem des Landes aufmerksam. Der neue Bildungsminister übernimmt eine Reihe von Baustellen, darunter der akute Lehrkräftemangel und die hohe Altersstruktur der Beschäftigten, da viele Lehrerinnen und Lehrer bereits im fortgeschrittenen Alter sind.
Hinzu kommen die Belastungen durch die Einführung der Vorgriffstunde sowie ein unzureichendes Verfahren zur Schulwahl nach Klasse 4, das bei der Sortierung der Kinder auf weiterführende Schulen für Kritik sorgt. Zudem wird die Bedeutung der Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, die von den meisten Kindern im Land besucht werden, bislang vernachlässigt. Die GEW fordert nachhaltige Lösungen für diese zentralen Herausforderungen im sachsen-anhaltischen Bildungssystem.
Der Druck auf die Schulen wird auch durch die sogenannten Organisationserlasse gesteigert. Diese beinhalten vor allem die Kürzung der Stundenzuweisung, was wahrscheinlich die Unterrichtsversorgung nach außen hin kurzzeitig besser aussehen lässt, aber den Schulen vor allem größere Klassen aufbürdet.
All diese Probleme tragen dazu bei, die Unzufriedenheit aller an Schule Beteiligten zu steigern. Vor Kurzem gab es eine Petition der Grundschule am Westring in Magdeburg gegen die Kürzungen mit inzwischen mehr als 14.000 Unterschriften, einen Protestbrief von 102 Grundschulen, die Forderung nach einer Sondersitzung vom Landesschulbeirat sowie das Schreiben der GEW Sachsen-Anhalt mit dem Inhalt, die Äußerung, dass Lehrkräfte bei der Abrechnung ihrer Mehrzeiten betrügen würden, zurückzunehmen.
„Offensichtlich ist nun der Druck aus der CDU-Fraktion auf Bildungsministerin Feußner gewachsen. Aus meiner Sicht hat das Scheitern der Bildungsministerin vor allem auch mit Geld zu tun. Die Bildung im Land ist nicht ausfinanziert und solange Personalabbau die Interessen der Politiker*innen bestimmt, kann eigentlich jede*r Bildungsminister*in früher oder später nur scheitern“, sagt Eva Gerth, die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt.
Das Geld, das aufgrund fehlender Lehrkräfte derzeit nicht ausgegeben werden kann, wird nicht etwa für Schule verwendet, sondern anderweitig im Haushalt eingesetzt. Außer bei Lehrkräften gibt es einen Einstellungsstopp und vor allem im Bereich der Schulverwaltungsassistent*innen und bei den Pädagogischen Mitarbeiter*innen trifft das die Schulen hart. Auch im Landesschulamt fehlt Personal. Das Schulbauprogramm wurde im laufenden Haushalt gestrichen.
„Der derzeitige Lehrkräftemangel ist das Ergebnis eines Kürzungszwangs aus dem Finanzministerium in den 2000er Jahren. Offensichtlich hat man daraus nicht gelernt,“ so Eva Gerth weiter. Die GEW Sachsen-Anhalt wünscht Eva Feußner persönlich alles Gute. Vom künftigen Bildungsminister Jan Riedel erhoffen wir uns eine gute Zusammenarbeit sowie zielgerichtete Kommunikation mit allen an Schule Beteiligten und wünschen ihm ein glücklicheres Händchen im Interesse der Schulen in Sachsen-Anhalt.