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Ist der Kapitalismus märchenhaft? - "Meister Röckle" auf der Bühne

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 28.03.2023 / 14:03 Uhr von rg/pm
„Meister Röckle“ ist einem breiteren Publikum durch das Kinderbuch von Ilse und Vilmos Korn, vor allem aber durch die DEFA-Verfilmung von 1974 in Erinnerung. Jetzt bringt das Theaterkollektiv „les dramaturx“ die Geschichte in einer ganz neuen Fassung am Schauspiel Magdeburg als Uraufführung auf die Bühne.

1853: Marx arbeitet an Vorstudien zum Kapital. Abends erzählt er seinen Töchtern Jenny und Laura Episoden aus dem Märchen von Meister Hans Röckle und dem Teufel. Röckle ist ein Erfinder und Puppenspieler, der dem Teufel seine Seele überschreibt, heißt es in einer Pressemitteilung des Theaters. Im Gegenzug erhält er Zauberkraft, um damit alles erfinden zu können, was er sich vorstellen kann. Röckle glaubt, den armen Bewohner:innen des Dorfes zu helfen. Leider muss er feststellen, dass von seinen Erfindungen nur wenige profitieren: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Frustriert schmeißt Röckle hin. Der Teufel triumphiert: Denn laut Vertrag darf Röckle niemals aufhören, Neues zu erfinden.
Wie lässt sich der Teufel überlisten?, fragen sich Meister Röckle im Märchen und Karl Marx im Kapital.
Warum scheint es leichter, sich das Ende der Welt als das Ende des Kapitalismus vorzustellen? Warum ist es so schwer, offene Enden zu denken? Ist der Kapitalismus märchenhaft, und inwiefern sind Märchen realistisch? In einem Mix aus einer unterhaltsamen Fabel und einem Diskurs, in den sich Marx und Engels kommentierend einmischen, gehen Lynn Takeo Musiol und Christian Tschirner in ihrer Uraufführung diesen Fragen nach und begleiten Röckles Weg vom Spielzeugerfinder zum Ingenieur, den des Teufels vom „klassischen“ Gehörnten zum „klassischen“ Schnösel, den der Arbeiter:innen von Feldbäuer:innen zu modernen Lieferservicekräften.
Das dem Barocktheater nachempfundene zweidimensionale Bühnenbild sowie die Kostüme steuert Annika Lu bei. Nach „Bitter Fields“ ist „Meister Röckle“ die zweite Arbeit von les dramaturx am Theater Magdeburg.
Die Titelrolle wird in der Magdeburger Inszenierung von Kammerschauspielerin Iris Albrecht gespielt. Außerdem sind Mansur Ajang, Anton Andreew, Julia Buchmann, Nico Link, Lynn Takeo Musiol, Michael Ruchter und Christian Tschirner zu erleben.

Ein politisches Familienstück aus 9 ¾ Zauberei, ½ Politik und sechs Esslöffel Puppenspiel von les dramaturx.

Premiere ist am Samstag um 19:30 Uhr im Schauspielhaus.

Bilder

Symbolbild, Quelle: pixabay.com
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